In diesem Gespräch mit Gerhard Wohland, Organisationstheoretiker und Berater, geht es um die spannenden Fragen: Wie unterscheiden sich Selbstorganisation und Selbstbestimmung? Welche Rolle spielen Talente, die wie Spinnen im Netz eine Community zusammenhalten? Was haben Unternehmen mit Communities gemeinsam? Und warum kann Romantik in Organisationen mehr schaden als nützen?
Wohland beschreibt Organisationen als Sozialsysteme, die sich Menschen einfangen, sobald sie versuchen, miteinander klarzukommen. Besonders spannend sind für ihn die sogenannten Höchstleistungsinseln: kleine, oft unsichtbare Gruppen, die Regeln brechen, wenn es nötig ist, und dadurch überraschende Probleme kreativ lösen. Ohne diese Inseln, so Wohland, könnten viele Unternehmen gar nicht überleben. Die Communities in meinem Buch erinnern ihn an diese Inseln – anderer Kontext, gleiches Phänomen.
Ein zentrales Thema war der Unterschied zwischen Selbstorganisation und Selbstbestimmung. Während Selbstbestimmung bedeutet, bewusst über das eigene Handeln zu entscheiden, geschieht Selbstorganisation ungefragt zwischen Menschen – wie eine Stimmung, die man nicht steuern kann. Damit rückt auch die Frage in den Fokus, welche Rolle Talente spielen, die eine Community zusammenhalten. Wohland nennt sie die «Spinne im Netz» – Menschen, die durch ihre Wirkung auf andere das Ganze tragen, ohne dass sie es selbst beabsichtigen.
Gleichzeitig warnt Wohland vor der Romantikfalle: dem Glauben, dass gute Absichten automatisch zu guten Ergebnissen führen. Gefühle sind wichtig, um Energie zu mobilisieren, aber wenn es darum geht, richtig und falsch zu unterscheiden, braucht es Argumente und externe Referenzen – wie etwa die Frage, ob das Geld reicht. Für mein Buch Community-Branding war dieser Austausch ein wertvoller Spiegel, der viele meiner Beobachtungen theoretisch schärft, gerade rückt und in ein neues Licht zeigen.